Von der Jugend für die Jugend

Am 10. Mai besuchte ich das Youth Friendly Centre (YFC) in Chiga, Kenia.  Dort angekommen, setzte ich mich in den Wartebereich und wartete darauf, dass die Krankenschwester mit den PatientInnen fertig wurde. Freitag ist einer der beliebtesten Tage in der Einrichtung, sagte mir die Krankenschwester später. Schließlich ruf mich die Krankenschwester auf und wir sprachen über ihre tägliche Arbeit und Herausforderungen.

Die Krankenschwester begann zu erzählen: „Das YFC wurde 2017 von Make Me Smile Kenya aus der Notwenigkeit, Jugendlichen eine Anlaufstelle für Fragen und anonymen Zugang zu reproduktiven Gesundheitsleistungen, ohne Angst vor Stigmatisierung, zu bieten, gegründet.  Das Gebäude teilt sich in sechs Räume: Apotheke, Wartehalle, Wartebereich, Küche, Behandlungsraum, Unterhaltungsbereich: Dieser bietet Platz für Diskussion, Treffen, Gesang, Tanz und vieles mehr.“

„Welche Leistungen bietet das YFC?“

„Wir haben hier viele Angebote. Zum Beispiel: Beratung zu reproduktiven Rechten und Sexualität, kostenlose Verhütungsmittel, Erkennung und Behandlung sexuell übertragbarer Krankheiten, HIV-Tests und Beratung, Identifizierung von geschlechtsspezifischer Gewalt inklusive der Bahndlung und Überweisung von Betroffenen, Schwangerschaftsvor- und Nachsorge und Überweisungen zu Gesundheitszentren. Peer Educators sind Jugendliche, die Unterhaltungsangebote wie Tanz, Musik und Theater organisieren, um das Zentrum für Jugendliche attraktiv zu gestalten.“

„Wie viele Jugendliche konnten Sie bereits über reproduktive Gesundheit informieren?“

„Derzeit besuchen uns etwa 3000 Jugendliche jährlich. Wir hoffen, dass sich unsere gute Arbeit herumspricht und wir so bald noch mehr Besucher haben.“

„Was konnte das Zentrum denn bisher erreichen?“

„Die Anzahl von Teenagerschwangerschaften hat sich deutlich verringert. Zudem konnten wir einige junge Frauen, die unter Gewalt litten, medizinisch und psychisch behandeln und sie für die rechtliche Weiterverfolgung an Paralegals (RechtsberaterInnen) vermitteln, die ExpertInnen auf diesem Gebiet sind. Sonst wären diese Fälle wahrscheinlich nicht weiterverfolgt worden. Dank der guten Zusammenarbeit allen Make Me Smile AkteurInnen und der Kooperation mit anderen Organisationen konnten wir schon einige Fälle vor Gericht bringen. Zudem bieten wir einen Raum für Jugendliche, wo sie sich treffen, ihre Talente fördern und offen über Themen reden können, die sie beschäftigen.“

„Welche Herausforderungen gibt es?“

„Selbst nach ein einhalb Jahren bereitet uns die Aktzeptans des YFC immer noch Probleme, da besonders Männer in der Community denken, dass nur Familienplanung anbieten, was in der Gesellschaft kritisch gesehen wird. Wir sind drauf und dran dem entgegenzuwirken. Das reproduktive Gesundheitsprojekt von Make Me Smile unterstützt uns, indem Sie Bewusstsein bei Meinungsführern und religiösen Persönlichkeiten schaffen. „Male Champions“ reden mit Ihrem Bekanntenkreis über die Wichtigkeit des Themas. „Peer Educators“ geben Workshops in Schulen und betonen zudem das zusätzliche Angebot von Freizeitaktivitäten.“

„Ist Ihnen eine Geschichte, die Sie erlebt haben, besonders im Gedächtnis geblieben?“

„Vor einiger Zeit besuchte mich eine junge Frau und bat um Verhütungsmittel. Bevor ich dem nachkommen wollte, führte ich einen Schwangerschaftstest durch, der positiv ausfiel. Wir unterhielten uns und nach einiger Zeit erzählte Sie mir, dass Sie eine Abtreibung hatte, die aber nicht vollständig durchgeführt wurde, da die behandelnde Person die volle Bezahlung forderte, bevor sie die Abtreibung abschließen würde. Die junge Frau konnte das nötige Geld aber nicht aufbringen. Ich überwies die Frau an ein Krankenhaus, wo sie Hilfe erhielt.“

Nach diesem Gespräch musste ich immer wieder über die Situation der jungen Frau nachdenken. Ich fragte mich: Was wäre passiert, wenn die Frau Wissen über Familienplanung gehabt hätte? Was wäre, wenn Sie früher von dem Angebot des YFC erfahren hätte? Was wäre, wenn Sie früher in einer der Jugendgruppen aktiv gewesen wäre und einen Mentor zur Seite bekommen hätte?

Anschließend brachte mich die Krankenschwester in einen anderen Raum, wo gerade die Jugendlichen ein Treffen hatten und angeregt diskutierten. Ich durfte an ihrer Diskussion teilnehmen und sie erzählten mir weshalb sie das YFC häufig besuchen und erklärten mir, wo sie diese Tanzschritte gelernt haben. Dann zeigten Sie Ihre Performance zum Lied „Boatsy“ und bald war auch ich am Tanzen. Dann war es an der Zeit für mich zu gehen.

Joyce Zeddy

Die Autorin:
Seit mehr als zwei Jahren engagiere ich mich für Make Me Smile Kenya. Mit Leidenschaft arbeite ich für die Community, da ich denke, dass wenn wir an eine Veränderung glauben, müssen wir am Anfang beginnen. Ich traf viele Menschen, deren Lebensfreude verblasste, doch bei jedem Besuch und bei jeder Unterstützung immer mehr zum Vorschein kam und ihnen Anlass gab, wieder Hoffnung zu schöpfen. Dies motiviert mich, für die Community zu arbeiten, ihr zu dienen und Teil dieses Smiles zu sein.

Spenden Sie für Verhütungsmittel und ermöglichen Sie jungen Menschen selbst über ihren Körper zu entscheiden

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Das Projekt ist Teil unseres drei jährigen Reproduktive Health Programms, welches im Zeitraum September 2017 bis September 2020 stattfindet.
Der OEZA-Kofinanzierungsanteil (Austrian Development Agency) beträgt 36,53 Prozent.